Physiotherapie für Pferd & Hund in Gladenbach

LYMPHDRAINAGE

Lymphdrainage beim Tier

Die Lymphdrainage, genauer gesagt die manuelle Lymphdrainage MLD oder auch Entstauungstherapie genannt, ist eine spezielle Form der medizinischen Massage. Durch bestimmte Grifftechniken wird der Transport der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen angeregt. So führt die Lymphdrainage zur Entstauung von Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. In der Humanmedizin ist sie eine wissenschaftlich anerkannte Behandlungsmethode in der Physiotherapie. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Anwendung der Lymphdrainage beim Tier und wann eine Anwendung aufgrund ihres Risikos nicht erfolgen darf.

Im Unterschied zu unserem Blutkreislaufsystem ist das Lymphgefäßsystem eine Einbahnstraße. Es beginnt blind im Gewebe und verläuft parallel zum venösen System, um in die herznahe Vene einzumünden. In Lymphflussrichtung werden folgende Gefäßabschnitte unterteilt:

  • Initiale Lymphgefäße/ Vasa lymphatica initialia
  • Kollektoren/ Vasa collectoria
  • Lymphknoten / Lymphonodi / Nodi lymphatici / Nodi lymphoides
  • Lymphgefäßstämme / Trunci lymphatici
  • Terminus 

Initiale Lymphgefäße / Vasa lymphatica initialia

Die Initialen Lymphgefäße nehmen über ihre interendothelialen Öffnungen lymphpflichtige Lasten aus dem Gewebe auf. Je höher der Druck im Gewebe, desto weiter sind die Öffnungen (bis zu 5 μm) gestellt. Diese Erweiterung der Öffnungen ergibt sich aus dem Aufhängeapparat, den sogenannten Anker- und Basalfilamenten, welche die Lymphgefäße mit dem umgebenden Bindegewebe verbinden. Dieser Aufhängeapparat gerät unter Spannung bei steigender Ansammlung von Flüssigkeit und Proteinen im umgebenden Gewebe, wodurch die interendothelialen Öffnungen weiter werden. Lymphpflichtige Lasten sind große Mengen an Gewebswasser, größere Molekülverbände und mobile Zellen, welche für das Venensystem zu groß sind. Zu diesen mobilen Zellen zählen Plasmaproteine, wie Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen, Langerhans-Zellen und auch Erythrozyten, welche man nach einer Gewebsblutung – ein blauer Fleck – im Gewebe findet.

In den initialen Lymphgefäßen wird durch die Aufnahme der Plasmaproteine und des Gewebswassers die Lymphe gebildet.

Kollektoren / Vasa collectoria

Die Kollektoren sammeln die Lymphflüssigkeit und leiten sie aktiv weiter. Im Gegensatz zu den initialen Lymphgefäßen finden sich in der Gefäßwand glatte Muskelzellen. Dieses System glatter Muskelzellen der Kollektoren wird als Lymphpumpe oder genauer als Lymphgefäßwandpumpe bezeichnet. Im Gegensatz zum Menschen haben Hund und Pferd allerdings muskelzellarme Kollektorentypen, während der Mensch muskelzellreiche Kollektorentypen aufweist. Weiterhin besitzen die Kollektoren Taschenklappen, welche als Rückflusssperren fungieren. Der Abschnitt zwischen zwei Klappen wird als Klappensegment oder als Lymphangion bezeichnet und stellt die kleinste funktionelle Einheit der Kollektoren dar. Ist das Lymphangion maximal gefüllt, kontrahiert sich die glatte Muskulatur der Gefäßwand und der Inhalt wird aus dem Lymphangion in das darauffolgende Lymphangion entleert. Man spricht also von einer Füllungsphase und einer Entleerungsphase der Lymphangione. Den gleichen Effekt hat von außen die quergestreifte Muskulatur unseres Bewegungsapparates, welche den Druck von außen auf den Kollektor erhöht.

Lymphknoten / Lymphonodi / Nodi lymphatici / Nodi lymphoides 

Die Lymphknoten dienen als primäre Filterstationen. Sie haben bestimmte Einzugsgebiete, das heißt bestimmte Bereiche des Körpers werden von bestimmten Lymphknoten drainiert. So besitzt ein Lymphknoten mehr afferente (zu einem Organ hinführend) Kollektoren als efferente (von einem Organ herausführend) Kollektoren. Innerhalb der Lymphknoten gelegene Lymphgefäße bezeichnet man als Lymphsinus. Die Filterfunktion der Lymphknoten ergibt sich aus immunologischen Abwehrfunktionen, wie zum Beispiel Makrophagen und Lymphozyten, welche innerhalb des Lymphknotens in die Lymphe gelangen.

Das Pferd besitzt ca 8000 relativ kleine Lymphknoten, der Mensch ca. 600-700 Lymphknoten und der Hund ca. 60 Lymphknoten.

Lymphgefäßstämme / Trunci lymphatici

Die Lymphgefäßstämme sind die großen (beim Pferd bis zu 1cm große) tief liegenden Lymphsammelgänge der Körperhöhlen und am Hals. Diese unterscheiden sich von Spezies zu Spezies in ihrem anatomischen Verlauf und ihrer terminalen Einmündung in das Venensystem. 

Terminus

Terminus ist ein Begriff, der ausschließlich in der manuellen Lymphdrainage angewendet wird und die Einmündungsstelle der Lymphgefäßstämme in das Venensystem bezeichnet, welche von Spezies zu Spezies variieren kann. Es handelt sich hierbei nicht um eine anatomische Bezeichnung.

Die Wirkung der manuellen Lymphdrainage beginnt schon bei den initialen Lymphgefäßen. Während der Druckphase eines Lymphdrainagegriffes wird die Spannung der Anker- und Basalfilamente gesenkt, wodurch sich die interendothelialen Öffnungen schließen und durch den Druck von außen wird die Lymphe weiter in Richtung Kollektor verschoben. Während der Entlastungsphase spannen sich die Anker- und Basalfilamente wieder, die Öffnungen werden geweitet und Gewebewasser und Proteine können wieder in die initialen Lymphgefäße aufgenommen werden.

Auf die Kollektoren wirkt die Druckphase des Lymphdrainagegriffs wie ein Druckanstieg innerhalb des Lymphgefäßes und bewirkt eine Kontraktion der glatten Muskulatur in der Gefäßwand. Somit wird die Lymphangionmotorik gesteigert.

Im Bereich der Lymphknoten bewirken die Lymphdrainagegriffe durch ihre Druck- und Entlastungsphase eine Entleerung und Füllung der jeweiligen Lymphknoten. Außerdem wird die Lymphangiomotorik der zuführenden und abführenden Kollektoren gesteigert.

Die Lymphgefäßstämme am Hals, der Truncus jugularis dexter et sinister, liegen beidseits an der Luftröhre, der Trachea. Die Wirkung der Lymphdrainagegriffe entspricht im Wesentlichen der Wirkung auf die Kollektoren. Auf die tiefliegenden Lymphgefäßstämme in den Körperhöhlen haben die Griffe eine indirekte Wirkung über den Lymphabfluss oberflächlich gelegener Lymphknoten und nicht über einen direkten Griffkontakt.

Die manuelle Lymphdrainage ist Teil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Deren Bausteine sind:

  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie
  • Hautpflege
  • Bewegungstherapie

Grundgriffe der manuellen Lymphdrainage nach Vodder (dänischer Physiotherapeut 1896-1986) und Asdonk (deutscher Arzt 1910-2003) sind:

  • Stehender Kreis
  • Schöpfgriff
  • Drehgriff
  • Vollhandödemverschiebegriff / Pumpgriff

Allen Griffen gemein ist eine Druck- bzw. Schubphase und eine Entspannungsphase. Die Schubrichtung des Griffes ergibt sich aus dem anatomischen Verlauf der Lymphgefäße. Die Druckstärke ergibt sich aus der bearbeiteten Körperregion und der Flächenabdeckung des jeweiligen Griffs. Es darf durch den Griff nicht zum Kollabieren der Lymphgefäße kommen. Mit langsamer Geschwindigkeit werden die Griffe in der Therapie ausgeführt, das heißt ein einzelner Griff dauert 2 Sekunden.

Beim Pferd und beim Hund kommen die gleichen Griffe wie beim Menschen zur Anwendung. Natürlich müssen sie entsprechend anatomischer Besonderheiten der jeweiligen Spezies angepasst werden. 

Die Behandlung setzt sich aus einer zentralen Vorbehandlung und der Behandlung des jeweiligen zu behandelnden Gebietes zusammen. Die Zusammensetzung der jeweiligen Behandlungsstrategie erfolgt in Abhängigkeit des jeweiligen Krankheitsbilds des einzelnen Patienten.

Gerade Pferde mit lymphatischen Problematiken sind in der tierärztlichen Praxis häufig anzutreffen. Zu den häufigsten Problematiken zählen angelaufene Beine, Gallen, verdickte Sehnenscheiden, Sehnenverletzungen, Trittverletzungen, chronische Phlegmonen, postoperative Schwellungen und Hufrehe. Warum ist das so? Prädisponierend haben Pferde im Vergleich zum Menschen eine deutlich schwächer ausgeprägte Gefäßwandpumpe im Lymphsystem. Hinzu kommen Faktoren, wie Haltung, Fütterung, Belastung- von Unterbelastung bis hin zu Überlastung – und Ausrüstung, welche zu lymphatischen Problematiken führen oder sie forcieren. Durch die manuelle Lymphdrainage am Pferd können diese Problematiken sehr gut behandelt werden. Studien, die dies belegen und das Buch „Manuelle Lymphdrainage beim Pferd“ im Schlütersche Verlag, wurden von Prof. Dr. Dirk Berens von Rautenfeld, Medizinische Hochschule Hannover, veröffentlicht.

  • Angelaufene Beine
  • Chronische Phlegmone/Elephantiasis
  • Myopathien
  • Sehnenerkrankungen/ Tendinitis
  • Synovialitis/ Tendovaginitis/ Gallen
  • Pododermatitis aseptica diffusa/ Hufrehe
  • Postoperative/ Posttraumatische Ödeme

Die manuelle Lymphdrainage stellt in der postoperativen Versorgung eines Hundes zum Beispiel nach einer Bandscheibenoperation oder einer Kreuzbandoperation eine wichtige Therapieform dar. Ödeme, also Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, können durch die Lymphdrainage verringert werden und so der Heilungsverlauf verbessert werden. Ebenso verhält es sich mit posttraumatischen Schwellungen und Sehnenverletzungen, hier kann der Heilungsverlauf deutlich unterstützt werden. Gerade sportlich geführte Hunde können so optimaler rehabilitiert werden, um wieder gesund im Sport eingesetzt werden zu können.

  • Sehnenerkrankungen/ Tendinitis
  • Synovialitis/ Tendovaginitis
  • Postoperative/ Posttraumatische Ödeme
  • Fieber
  • Bösartige Tumoren
  • Kardial bedingte Ödeme (dekompensierte Herzinsuffizienz)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Akute Wundinfektionen
  • Thrombose
  • Mauke (nur unter systemischer Antibiose)
  • Akute Phlegmone (nur unter systemischer Antibiose und bei sicher fieberfreiem Patient; sollte nur durch einen Tierarzt mit Lymphdrainage-Ausbildung erfolgen)

Kosten

Die Kosten für eine Behandlungseinheit in meiner Praxis orientieren sich an der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Sollte ihr Tier eine Krankenversicherung oder OP-Versicherung besitzen, erkundigen Sie sich hierzu bitte bei ihrer Versicherungsgesellschaft und bei mir. Anfallende Behandlungskosten können von ihrer Versicherung übernommen werden, da Behandlungen durch mich als Tierarzt ausgeführt werden.

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